In der Mühlenstraße wurde 1750
ein neues städtisches Gebäude unmittelbar an der Stadtbefestigung errichtet. Es wird als ein bedeutendes barockes Baudenkmal ausgewiesen. Als Nachbargebäude zu den Mühlen (Mühlenstraße 23, 25 und 32, 34) befand sich die städtische Mehlwaage in dem Gebäude. Hier wurden die Mehlsäcke amtlich gezählt und gewogen. Für diese Aufgaben bestellte der Stadtrat aus der Bürgerschaft jeweils einen Mehlschreiber und einen Mehlwieger. Auch wurde Mehl im Gebäude gelagert.
Wahrscheinlich erfolgte vor dem ersten Weltkrieg ein Ladeneinbau im Erdgeschoß.
Baubeschreibung
Die Bauweise des Gebäudes ist im Erdgeschoß massiv, also aus Mauerwerk errichtet. Die Obergeschosse weisen verputztes Fachwerk auf.
Die schiefwinkelige Grundform erinnert an ein quer liegendes Trapez, wobei der Ostgiebel der deutlich schmalere gegenüber dem Westgiebel ist. Er ist mit Eternitschindeln verkleidet und betont die hohe traufständige und Schiefer gedeckte Mansarde. Vorder- und Rückseite zeigen in zwei Geschossen heraus gebaute Fenster (Gaupen), weitere Gaupen unterhalb des Firstes wurden in früherer Zeit entfernt.
Die Konsolen des Obergeschosses ragen teilweise deutlich über dem Erdgeschoß aus: Während ihre Auskragung straßenseitig durchgehend ca. 35 cm beträgt, wächst sie auf der Rückseite von Westen nach Osten von rund 50 cm auf bis zu 2 m.
Die einfachen zweiflügeligen Holzfenster im Obergeschoß haben Rundfalz („Wolfsrachen“); die meisten von ihnen sind mit Holzklappläden versehen.
Im Zuge der Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz entstand in der Mitte der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts hinter dem Haus eine Fläche, die mit mobilen Schutzelementen einzufrieden ist.
Lage und heutige Nutzung
Die Mehlwaage liegt gleichermaßen im Herzen der Kreuznacher Altstadt wie am Mühlenteich. Sie bietet einen herrlichen unverbaubaren Blick von der alten Nahebrücke über die Ellerbach-Mündung mit Klein-Venedig bis hin zur Kirschsteinanlage. Verbunden mit den Stadtmauerresten an der östlichen Giebelseite bildet sie ein eindrucksvolles Ensemble. Das Gebäude gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und wird gerne fotografiert, gemalt oder einfach nur bestaunt.
Heute befindet sich das Gebäude im Privatbesitz. Wie andere betagte Häuser auch ist die Mehlwaage in die Jahre gekommen und macht daher keinen unbedingt frischen Eindruck mehr. Und doch ist die Mehlwaage noch immer ein lebendiges Haus zum Leben und Arbeiten mitten in der Stadt: vier Wohnungen und ein kleines Ladengeschäft beleben die Mehlwaage.
Haben Sie noch Ergänzungen oder Geschichten zur Historie der Mehlwaage? Haben Sie Fragen? Dann kontaktieren Sie mich bitte:
info(at)mehlwaage-kh.de
Die Mehlwaage ist von der Mühlenstraße
nicht zu trennen, sie gehören einfach zusammen.
Die Mühlenstraße ist eine Uferstraße entlang des Mühlenteiches, einem Seitenarm der Nahe. Sie beginnt am Kornmarkt (Mannheimer Straße) und führt in östlicher Richtung bis zur Viktoriastraße. Kurz vor ihrer Kreuzung mit der Wilhelmstraße stand früher das Mühlentor, ein Zolltor, welches Mitte der 1870er Jahre abgebrochen wurde. Bereits ab Mitte der 50er Jahre des gleichen Jahrhunderts begann die Bebauung der Straße ab dem Mühlentor in östliche Richtung.
Bis etwa an die heutige Brücke der Nord-Süd-Terrasse in der Nähe der Einmündung der Mühlenstraße in die Viktoriastraße verlief früher auch der Mühlenteich. Bereits Anfang 1970 wurde er hinter der Mehlwaage wieder in die Nahe eingeleitet und der ehemalige weitere Verlauf ab der Fährgasse trockengelegt.
Die Straße verdankt ihren Namen den Mühlen, an deren Stellen zuletzt die Mühle Thress (Mühlenstraße 23) lag (heute Jugend- und Kooperationszentrum „Die Mühle“). Die Reste der Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert (Wassertore neben der Mehlwaage und im Hof des in den 1980er Jahren errichteten Gebäudekomplexes Mühlen-, Wilhelmstraße und Kirschsteinanlage) zeugen noch heute von den über den Mühlenteich gebauten Schutzanlagen für die Mühlen.
Heute ist die Mühlenstraße eine vielseitige Straße mit Geschäften und Gastronomie (überwiegend zwischen Kornmarkt und Fährgasse), Jugendzentrum (ehemalige Mühle Thress), Parkhaus Innenstadt, Krankenhaus (St. Marienwörth), Hallenbad und Moschee.
Allein in ihrem ersten Teilstück zwischen Mannheimer Straße und Fährgasse findet sich die wahrscheinlich höchste Dichte denkmalwürdiger Gebäude im Kern der Kreuznacher Altstadt.
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